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(c) by Peter Weigang

Ein schwarzer Wagen - bei näherem Hinsehen als Trans Am zu erkennen - näherte sich mit hoher Geschwindigkeit einem schwarzen Sattelschlepper, der gerade die Ladeklappe seines Hängers herunterließ. Im Nu war der Trans Am im Inneren des Trucks verschwunden.

"Hallo, Bonnie! Wie weit sind denn die Vorbereitungen für K.I.T.T.s Geburtstagsfeier? Könnt ihr noch Hilfe gebrauchen?"

"Michael! Oh, nein, du und K.I.T.T., ihr bringt doch nur Devons perfekte Organisation durcheinander. Tut nur das, was man euch sagt, dann läuft alles glatt."

 Wenn ich aber trotzdem noch etwas sagen darf," meldete sich K.I.T.T. zu Wort, "möchte ich anmerken, daß leider vergessen wurde, mir eine Geburtstagstorte zu besorgen!"

"Aber K.I.T.T., seit wann bist du denn heiß auf Süßes?" fragte Michael erstaunt. "Du regst dich doch sonst schon auf, wenn ich nur eine Cola trinke. 'Michael, sie sollten ein weniger zuckerhaltiges Getränk zu sich nehmen; Zucker ist ungesund.' Also: Was willst du mit der Torte?"

"Ich möchte gerne neue Erkenntnisse über die Sitten der Menschen sammeln. Ich will auch mal die Kerzen auf der Torte auspusten - mit CO2 aus der Spezialdüse natürlich!"

"Was ist mit CO2?" fragte Devon verwundert, der gerade hereinkam.

"Nichts beunruhigendes, Devon, aber man merkt K.I.T.T. doch an, daß er erst fünf ist: Er hätte gerne eine Geburtstagstorte!", klärte Michael seinen Chef auf.

Noch ein Tag bis zur großen Feier für K.I.T.T. Genau fünf Jahre lag also die Fertigstellung des Knight Industries Two Thousand zurück. Aus diesem Anlaß hatte die Foundation alle an der Entwicklung beteiligten Wissenschaftler und Techniker in ihre Zentrale bei San Francisco eingeladen. Außerdem hatten sich noch einige Freunde und finanzielle Wohltäter der Foundation für Recht und Verfassung sowie Top-Leute der Regierung vom Forschungsministerium angesagt, die daran interessiert waren, K.I.T.T.s Technik in ihren Projekten zu nutzen.

Unter ihnen befand sich auch ein gewisser Norman Tuttle aus Los Angeles, der das Unternehmen "Street Hawk" leitete, Tests eines Motorrads, das zur Bekämpfung der Straßenkriminalität in amerikanischen Großstädten eingesetzt werden sollte. Das Motorrad war mit modernsten Waffen ausgerüstet, fuhr bis zu 300 Meilen pro Stunde und war in der Lage, Hindernisse verschiedenster Art zu überspringen. Fahrer war ein Polizist namens Jessie Mach, der nach einem Unfall von Norman Tuttle entdeckt wurde und seitdem im Auftrag der Regierung an den Tests für Street Hawk mitarbeitete.

"Michael, sind sie nervös?", wollte K.I.T.T. wissen, als sein Partner am nächsten Morgen den Wagen bestieg.

"Nein, wieso auch? Es ist doch deine Feier! Wir werden jetzt noch eine kleine Testfahrt machen und überprüfen, ob auch alles funktioniert, damit du dich nicht vor deinen geistigen Vätern blamierst."

"Aber Michael! Bei mir ist alles in Ordnung; wir brauchen nichts zu testen. Schonen sie sich lieber! Man wird ihnen bestimmt eine Menge Fragen über mich stellen, und wehe, sie erzählen irgendetwas über mich, was nicht stimmt! Ich werde alles genau überwachen."

"Das mußt du ohnehin," gab Michael zurück, "denn es kommen auch einige hohe Beamte von der Regierung, die sich für dich interessieren. Dazu wird man Teile deiner Konstruktionspläne zur Ansicht auslegen. Wenn das jemand aus Verbrecherkreisen erfahren haben sollte oder Spione unter den Gästen sind, werden sie versuchen, entweder die Pläne in ihren Besitz zu bringen oder sonstwie Nutzen aus ihnen zu ziehen. Also paß auf!"

"In Ordnung, Michael, ich werde rechtzeitig auf Überwachung schalten. - Devon ruft an!"

Das Gesicht des sichtlich gestreßten aber dennoch die Ruhe bewahrenden, grauhaarigen Mannes erschien auf dem Monitor im Cockpit des Wagens. "Michael, ich möchte sie und K.I.T.T. bitten, um elf Uhr vorzufahren, um unseren Gästen zur Verfügung zu stehen. Nach dem Mittagessen werden wir dann wie abgesprochen eine Vorführung auf dem Testgelände machen. Seien sie bitte pünktlich!"

"Ist in Ordnung, bis gleich." Mit diesen Worten beendete Michael das Gespräch und wandte sich an K.I.T.T.: "Also, Kumpel, dann wollen wir mal los. Auf zum Testgelände!"

An der Teststrecke angekommen, checkte Michael nocheinmal K.I.T.T.s sämtliche Funktionen durch. Plötzlich meinte K.I.T.T.: "Michael, ich orte ein Hindernis! Genau 152 Meter vor uns."

Michael konnte noch nicht erkennen, was ihnen den Weg versperren könnte, da ein künstlicher Erdwall die Sicht nahm.

"Da bleibt uns keine Wahl: Wir müssen darüber springen. Mit dem Turbo Boost werden wir das schon schaffen!"

K.I.T.T. hatte gerade die höchste Stelle des Walls erreicht, da schnellte Michaels Hand auch schon nach vorne, um den Turbo Boost zu zünden. K.I.T.T. hob augenblicklich vom Boden ab, flog über das Hindernis hinweg und landete sicher auf allen vier Rädern. Michael wendete und traute seinen Augen nicht. Er öffnete die Wagentür und stürzte hinaus.

"R.C., was machst du denn hier? Du bist wohl des Wahnsinns, ausgerechnet hier mit deinem Motorrad herumzukurven! Was suchst du denn mitten auf der Teststrecke?"

"Also langsam, Michael," versuchte R.C., Michaels Wut zu bremsen. "Dann will man dir und K.I.T.T. schon einen Gefallen tun - natürlich falsch! Ich wollte nochmal das Gelände überprüfen und sehen, ob nach den Regenfällen der letzten Tage noch alles befahrbar ist. Aber aus irgendwelchen Gründen blieb dieses Mistding von Motorrad einfach stehen. Ich krieg' die Maschine einfach nicht mehr an."

"So, so," meinte Michael, "dann wollen wir uns das mal ansehen."

"Nicht nötig," warf K.I.T.T. ein. "Der Tank ist leer."

"Oh, mein Gott!", stöhnte R.C. "Da hab' ich doch glatt vergessen zu tanken. Michael, könntest du mir bitte schnell etwas Sprit holen? Ich habe nämlich keine Lust, zu Fuß zu latschen. Ich warte hier solange."

"Klar," meinte Michael, stieg ein und fuhr davon.

"Michael, sie müssen sich beeilen, wenn sie rechtzeitig um elf Uhr bei den Gästen sein wollen. Sie haben noch genau 21 Minuten und 15 Sekunden Zeit."

"Okay, okay," gab Michael ungehalten zurück, "wir sind ja schon an der Tankstelle."

Schnell wurde ein Kanister gefüllt und zu R.C. gebracht, der Michael mitteilte, daß auf dem Testgelände alles in Ordnung sei. Es war inzwischen 10.53 Uhr. Auf K.I.T.T.s Rat hin betätigte Michael die grüne Taste zur Umschaltung auf Super Pursuit Mode. K.I.T.T. fuhr seine zusätzlichen Spoiler und Düsen aus und zischte davon. Schnell hatte er auf Höchstgeschwidigkeit beschleunigt, und nach fünf Minuten war das Haus der Foundation erreicht. K.I.T.T.s Vollbremsung unmittelbar vor der Haustür veranlaßte Devon zu einer Bemerkung über Michaels Verhalten, das nicht gerade den Regeln der Höflichkeit entspräche, weil die älteren Herrschaften durch das Reifenquietschen erschreckt worden seien.

Da bis auf Bonnie niemand der Fachleute den Super Pursuit Mode genauer kannte und auch von der Möglichkeit, K.I.T.T. "oben ohne" zu fahren, bisher nichts wußte, brannten alle darauf, ihn in Aktion zu sehen. Bonnie war gar nicht dazu gekommen, K.I.T.T.s Technik zu erklären. Nach dem Festmenü machte man sich also auf den Weg zum Testgelände der Foundation.

Auch an der Teststrecke mußten die Gäste nicht auf Luxus verzichten. Auf einer kleinen Anhöhe dicht an der Fahrbahn, konnte man das gesamte Gelände gut überblicken, sodaß die Foundation dort eine Terrasse und eine kleine Blockhütte eingerichtet hatte, um - wie an diesem Tag - Gästen in netter Atmosphäre K.I.T.T. und sein Können zu präsentieren. Bedienstete sorgten dafür, daß niemandem die Kehle austrocknete. Für Getränke hatte dann aber niemand mehr etwas übrig - K.I.T.T. begann mit seiner Vorführung.

Die Erbauer des Wagen freuten sich, ihr - inzwischen in weiten Bereichen verbessertes - Werk nochmal in Aktion zu sehen; die Damen und Herren vom Forschungsministerium, besonders Norman Tuttle, trauten ihren Augen nicht. Es war ein Traum, K.I.T.T.s Meisterleistungen zu bewundern: mit Turbo Boost über eine meterhohe Mauer und einen künstlich angelegten Wassergraben; im Super Pursuit Mode raste K.I.T.T. mit weit mehr als 300 mph über die Piste, wich Granaten und Raketen aus, und selbst in nächster Nähe konnten sie ihm nichts anhaben.

Als Michael hinter dem Wall verschwand, drückte er schnell die C-Taste, um im nächsten Moment in seinem zum Cabriolet umfunktionierten schwarzen Wagen wieder aufzutauchen. Unter dem tosenden Beifall der Zuschauer hielt Michael seinen Kumpel, wie er ihn immer nannte, an. Noch lange saß man zusammen, um über K.I.T.T.s wundervolle Fähigkeiten zu sprechen.

Die kalifornische Sonne war schon fast verschwunden, als die letzten Besucher sich auf den Heimweg gemacht hatten. Auf die Wissenschaftler wartete Arbeit, und die Regierungsbeamten wurden in ihrem Ministerium in Washington erwartet. Lediglich Norman Tuttle wurde beauftragt, sich näher mit K.I.T.T. zu befassen. Das war ihm als Computer-Freak natürlich mehr als recht. Während Bonnie mit Devon in der Limousine und R.C. auf seinem Motorrad zum Haus der Foundation zurückkehrten, ließ es sich Norman nicht nehmen, mit Michael und K.I.T.T. zu fahren. Er schaffte es aber nicht, Michael - geschweige denn K.I.T.T. - dazu zu bringen, Devons Limousine zu überholen oder zu überspringen. Wie sollte er auch? Michael ließ sich nunmal nicht gerne etwas befehlen, und K.I.T.T. folgte ohnehin nur den Anweisungen seines Partners. K.I.T.T. meinte außerdem: "Auch wir müssen uns an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten!"

Wenig später erreichten sie das Haus der Foundation in einem Villenvorort von San Francisco. Im Haus wollte man noch einen kleinen Drink nehmen. Michael, R.C. und Norman hatten sich bereits zu Devon in sein Büro gesellt, als Bonnie hereinstürzte.

"Michael! Eine Katastrophe! Ich fasse es nicht!"

"Was ist denn los?" fragte Michael vorsichtig. Bonnie aber schrie: "K.I.T.T.s Pläne und fast alle Ersatzteile sind gestohlen worden! Damit kann man ihn in weiten Teilen nachbauen. Michael, du mußt das verhindern, sonst droht womöglich wieder eine Katastrophe, wie wir sie bereits von K.A.R.R. her kennen."

"Bonnie, beruhigen sie sich," mischte sich Devon ein. "Wie ist denn das überhaupt möglich? K.I.T.T.s Pläne liegen doch im Safe, und der ist aus der gleichen unzerstörbaren Metallegierung wie K.I.T.T.s Karosserie. Den kann keiner aufbrechen."

"Nein!" Bonnie konnte sich kaum noch beherrschen. "Die Kopien der Pläne, die wir den Regierungsfritzen - entschuldigen sie, Norman - vorlegten… die sind weg! In der Eile nach dem Mittagessen habe ich sie in die Schreibtischschublade im Arbeitszimmer gelegt. Schublade und Zimmertür waren abgeschlossen… ich verstehe es einfach nicht… das konnte doch keiner wissen."

 Während Norman nicht wagte, den Mund aufzumachen, fragte R.C.: "Aber sie können doch nicht wirklich einen zweiten K.I.T.T. bauen, oder?"

Bonnie war noch ziemlich verstört, faßte sich aber allmählich wieder. "Nein, ihnen fehlt ja die Formel für K.I.T.T.s Speziallegierung, das Sprachmodul mit der Zentraleinheit seiner künstlichen Intelligenz, und die Datenbank haben sie auch nicht; die hat schließlich nur K.I.T.T.!"

"Na also," versuchte Michael zu beruhigen, "dann ist doch alles halb so wild. Dann kann man ja lediglich einen etwas schnelleren Trans Am mit einigen kleinen Extras bauen."

"Witzig, Michael, sehr witzig! Du nennst also Sachen wie Turbo Boost, Super Pursuit Mode, Schleudersitz, Wasserstroffantrieb, Audio- und Videoeinrichtungen und all die anderen hochtechnischen Elektronikbauteile 'kleine Extras'?! Gut, das zu wissen! Michael, du bist einfach nicht würdig, noch länger mit K.I.T.T. zu fahren!"

"Ja, Michael," stimmte Devon zu, "ich kann ihre Haltung einfach nicht verstehen. Was ist denn in sie gefahren? Sie unterschätzen den Ernst der Lage!"

In diesem Moment raste Bonnie aus dem Zimmer, R.C. hinterher. Durchs Fenster sahen die anderen, wie die beiden mit K.I.T.T. davonfuhren! Michael konnte es nicht fassen. Bonnie nahm ihm seinen besten Freund! Michael hatte das alles nur gesagt, um keine Panik aufkommen zu lassen. Er wollte sich nur selber damit beruhigen… und das hatte er nun davon. Zuerst wußte er nicht, wie es weitergehen sollte, doch dann hatte er eine Idee: Wie er Bonnie kannte, wollte sie bestimmt etwas neues für K.I.T.T. entwerfen, sodaß er doch wieder etwas ganz besonderes war, denn so schnell war Bonnie nicht unterzukriegen. Michael hatte sich aber getäuscht: Bonnie wollte nur ihr Werk in Sicherheit bringen. Sie war nur ums Haus auf den Parkplatz gefahren, auf dem der Semi stand.

Bonnie und R.C. wollten gerade damit beginnen, K.I.T.T. eine neue Farbe zu geben, als Michael zu ihnen kam. Michael entschuldigte sich bei Bonnie, als plötzlich die hintere Klappe des Trucks aufging. K.I.T.T. meinte: "Ich bin schwarz und werde es auch bleiben. Michael, steigen sie ein, schnell!"

Michael stand gerade günstig. K.I.T.T. öffnete die Wagentür, Michael stieg ein, und die beiden fuhren davon.

"Hey, Kumpel, wo geht’s denn hin?" fragte Michael nach einer Weile.

"Ich werde dafür sorgen, daß ich einzigartig bleibe," gab K.I.T.T. kurz zurück. Danach schwieg er.

Nach fast zwei Stunden Fahrt kreuz und quer durch die Gegend steuerte K.I.T.T. auf das verlassene Gebäude einer ehemaligen Autowerkstatt zu.

"Was willst du denn hier?" wollte Michael wissen. "Hier sind doch nur leere Baracken, Schrott und streunende Katzen."

"Oh, nein, Michael! Sie irren sich! Ich orte mindestens fünfzehn Personen in der großen Lagerhalle auf der anderen Seite des Platzes. Dort registriere ich außerdem einen hohen Stromverbrauch, der darauf hindeutet, daß dort Licht brennt. Sie sollten sich das mal ansehen!"

K.I.T.T. zündete selbsttätig den Turbo Boost und flog über die den Platz umgebende Mauer. Michael wußte zwar nicht, was K.I.T.T. mit ihm vorhatte, aber er dachte sich, daß sein Kumpel kaum etwas unternehmen würde, wenn kein Sinn dahintersteckte.

"Ja, K.I.T.T., ich sehe es," sagte Michael, als er die Halle erblickte. "Schalte auf Silent Mode," flüsterte er hinterher, "man braucht uns schließlich nicht zu bemerken. Hast du eine Ahnung, Kumpel, was diese fünfzehn Personen hier tun?"

"Tut mir leid, keine Ahnung!"

Michael hielt an. "Warte hier, K.I.T.T., aber halt' deinen Scanner offen!"

"Sie meinen, ich soll auf Überwachung schalten."

"Genau."

Michael stieg aus und verschwand in der Dunkelheit. Dabei dachte er nach, warum K.I.T.T. ihn hierhergebracht haben könnte. Er hatte gesagt: 'Sie sollten sich das mal ansehen!'"

Michael hatte das Tor erreicht. Durch einen Spalt warf er einen Blick in das Lagerhaus. Er konnte außer einigen Kisten nichts erkennen.

"K.I.T.T.?" fragte er in seinen Comlink. "Haben sie irgendwo Wachen aufgestellt?"

"Sie können hineingehen, Michael. Die Herrschaften befinden sich allesamt in einem kleinen Raum auf der anderen Seite der Halle," kam die Antwort augenblicklich durch den kleinen Lautsprecher, der zugleich Mikrofon war, an Michael linkem Arm.

Vorsichtig öffnete Knight das Tor gerade so weit, daß er ins Innere der Halle gelangen konnte. Er war geschockt von dem Anblick, der sich ihm nun bot: In Reih' und Glied standen dort mindestens zwei dutzend schwarze Pkws. Alle schwarz! Alles Trans Ams! Michael sah sie sich näher an und stellte dabei erleichtert fest, daß es sich um ganz gewöhnliche Serienmodelle handelte. Außer Form und Farbe hatten sie mit K.I.T.T. nichts gemeinsam. Konnten sie ja auch kaum, denn wer sollte innerhalb weniger Stunden fünfundzwanzig K.I.T.T.s bauen? So schlich Michael weiter in Richtung des kleinen Raumes, in dem nach K.I.T.T.s Auskunft die fünfzehn Personen, die er von draußen geortet hatte, zusammenhockten.

Michael postierte sich in der Nähe der Tür, um zu hören, was man denn so dringend zu besprechen hatte… "Du und Gordon, ihr kümmert euch also darum, daß dieser Kevin Jones von diesem Chemiekonzern uns den nötigen Treibstoff besorgt. Außerdem brauchen wir noch deren beste Chemiker und die Geräte, um die Legierung hinzukriegen."

Michael kannte diese Stimme doch - ja, es war Garthe Knight! Er war so überrascht, daß er nicht bemerkte, wie sich die Tür öffnete und einer der Männer heraustrat. Der bemerkte den Spion sofort und stürzte mit gezücktem Messer auf ihn zu…

Zur gleichen Zeit in Devons Büro: Bonnie versuchte zum x-ten mal, K.I.T.T. zu erreichen. Der bekam das Signal auch, dachte aber gar nicht daran, zu antworten. Er konnte Bonnie noch nicht verzeihen, daß sie einmal so rücksichtslos mit seinen Plänen umgegangen war, aber was noch schlimmer war: Sie hatte ihn doch tatsächlich gelb färben wollen. Aber der eigentlich Grund für sein passives Verhalten den Anrufen gegenüber beruhte darauf, daß er nicht wollte, daß Bonnie und Devon Michael in die Quere kamen, weil sie sein Verhalten für unverantwortlich hielten.

"Ich weiß nicht, wie wir K.I.T.T. finden sollen, wenn er keine Rückmeldung gibt, zum Teufel!" fluchte Bonnie.

"Wer weiß, was Michael mit ihm vorhat!" gab Devon zu bedenken.

R.C. versuchte, neutral zu bleiben. "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Michael jetzt irgendein Risiko eingehen wird. Außerdem war es K.I.T.T.s Idee, zu verschwinden, denn er forderte Michael auf, einzusteigen. Ich werde mal nach den beiden Ausreißern suchen." Gesagt - getan.

Und noch jemand machte sich zu nachtschlafender Zeit Sorgen: Norman Tuttle. Er saß auf der Bettkante in seinem Hotelzimmer und versuchte auch, jemanden zu erreichen, hatte aber ähnliche Probleme wie Bonnie. Tüüt… tüüt… tüüt," immer der gleiche Ton. Seit einer Stunde versuchte Norman nun schon, Jessie Mach zu erreichen. Fehlanzeige! Es war inzwischen 0.30 Uhr. Nochmal wählte er die Nummer seines Freundes in Los Angeles. Tüüt… tüüt… klick… "Hallo?" meldete sich Jessie.

"Hey, du alter Kannibale! Wo warst du denn? Hier ist Norman!"

"Was willst denn du? Hast du Schwierigkeiten, mein kleiner Norman? Muß Onkel Jessie mal wieder helfen?" flachste Jessie.

"Schluß mit dem Gelaber! Es ist ernst. Geh' in unsere Zentrale, hole Street Hawk und bring mir den Notkoffer mit, den ich dir gezeigt habe. Und beeile dich! Ich bin im Hotel "Ambassador" hier in San Francisco, Zimmer 77. Bis dann."

Jessie konnte nichts mehr fragen oder widersprechen, denn Norman hatte bereits aufgelegt.

Wieder in der Lagerhalle der ehemaligen Autowerkstatt: Nur knapp konnte Michael dem Hieb mit dem Messer ausweichen. Schnell trat er gegen das Handgelenk seines Gegners, der das Messer fallen ließ, dabei aber so laut schrie, daß man es in der ganzen Halle hören konnte. Schnell war Verstärkung herangeeilt, und im Nu wurde Michael von drei Männern überwältigt. Sie drehten ihm die Arme auf den Rücken und hielten ihn fest.

Garthe trat vor ihn hin. "So, du Möchtegern-Knight, endlich hab' ich dich! Aber ich werde dich nicht gleich töten. Zuerst sollst du noch miterleben, wie die Foundation untergehen wird! Dann erst kommst du an die Reihe. Los, Leute, nehmt ihm sein Funkgerät ab und sperrt ihn ein!"

"Er hat kein Funkgerät, Mr. Knight. Er hat auch keine Waffe," antwortete einer der Männer, nachdem er Michael durchsucht hatte.

"Du Trottel! Das Ding an seinem Arm ist sein Funkgerät, und solange er das hat, kann er damit seine Waffe rufen!" brüllte Garthe.

Jetzt war Michael darauf angewiesen, daß K.I.T.T. alles mitbekommen hatte. Und er hatte! Aber auch K.I.T.T. wußte nicht so recht, was er tun sollte. Er entschied sich, Bonnie zu berichten und rief die Zentrale an.

"K.I.T.T., da bist du ja wieder!" meldete sich Bonnie erfreut. "Wo ist Michael?" Bonnie hatte ihren Ärger über Michael inzwischen vergessen, und die Wut war zur Sorge geworden.

"Bonnie, Devon, hören sie zu! Auf dem Heimweg von der Teststrecke kamen wir an einer alten Autowerkstatt vorbei. Als ich dort Menschen ortete, fragte ich mich schon, ob das überhaupt möglich sein könne, da das Gelände abgesperrt ist. Zudem luden sie fünfundzwanzig nagelneue Trans Ams von Autotransportern. Ich konnte Michael aber nicht informieren, weil Norman Tuttle mit im Wagen saß. Und der muß ja nicht auch noch in unsere Fälle eingeweiht werden. Als ich dann erfuhr, daß meine Pläne und Ersatzteile gestohlen wurden, schloß ich, daß dies durchaus mit den Männern und den Trans Ams zusammenhängen könnte. Und so war es dann auch. Michael ist in die Lagerhalle gegangen, in der die neuen Wagen stehen. Er wollte die Männer belauschen, wie sie über ihre Pläne sprechen. Dabei haben sie ihn erwischt und ihm das Comlink abgenommen, sodaß ich ihn nicht mehr erreichen kann. Der Anführer der Gangster ist übrigens Garthe Knight!"

"Wie bitte?" fragten Bonnie und Devon wie aus einem Munde. "Der ist wieder da?"

"Ja," antwortete K.I.T.T.

"Wir müssen etwas unternehmen. K.I.T.T., kannst du Michael befreien?" nahm Devon das Ruder in die Hand.

"Das ist leider nicht möglich, Devon, sonst hätte ich es längst versucht. Michael wird in einem winzigen Kellerraum festgehalten, in den ich nicht eindringen kann, ohne ihn zu verletzen. Ich brauche Hilfe."

"Nun gut, K.I.T.T., halte die Stellung und informiere uns über alles, was geschieht. Wir schicken dir so schnell wie möglich R.C. vorbei," sagte Devon und verabschiedete sich zunächst von K.I.T.T.

Mit 150 mph brauste ein schwarzes Motorrad über die Schnellstraße von Los Angeles nach San Francisco. Es war nicht R.C., sondern Jessie Mach. Mehr als dreiviertel der Strecke hatte er schon zurückgelegt. Er fragte sich die ganze Zeit, was Norman von ihm verlangen könnte. Daß er dazu als Street Hawk gebraucht wurde, war klar, aber was sollte er tun? Diese Frage beschäftigte ihn, bis er das Hotel erreichte. Er nahm den Notkoffer und die Tasche mit dem Street-Hawk-Anzug und -Helm. Dann ging er durch die Hintertür ins Hotel. Er hastete die Treppe hinauf - der Aufzug war ihm zu riskant, da er fürchtete, gesehen zu werden. Ohne zu klopfen stürzte er in Normans Zimmer.

"Hallo Norman, ich hoffe, du hast einen guten Grund, mich mitten in der Nacht hierher zu beordern," schnauzte Jessie.

"Hääh, was ist los? Ach, du, Jessie!" Norman war eingenickt. "Ach, ja, ich möchte, daß du der Foundation hilfst. Das ist auch in unserem Interesse. Paß auf! Wir wollten Pläne für völlig neuartige Systeme haben, die wir für Street Hawk nutzen können. Jetzt sind aber Kopien dieser Pläne verschwunden. Wir müssen sie so schnell wie möglich finden. Nach dem Frühstück werden wir zu Devon Miles fahren - er ist der Chef der Foundation."

Als Jessie und Norman gegen zehn Uhr am nächsten Morgen beim Haus der Foundation eintrafen, waren dort bereits alle versammelt und überlegten, wie man Michael befreien und die Pläne und Ersatzteile zurückbekommen könnte.

Norman stellte Jessie vor, der auch sofort seine Hilfe anbot. Dann informierte Devon über den neuesten Stand der Dinge. Norman und Jessie erfuhren erst jetzt, daß Michael gefangen worden war. Neu für alle war, was Devon in den frühen Morgenstunden von K.I.T.T. übermittelt bekommen hatte. Demnach war man schon dabei, K.I.T.T. nachzubauen. Die Gangster hatten es geschafft, sich das Material zu besorgen, das sie zur Molekularversiegelung der Karosserien benötigten, und zwei Professoren des Chemiekonzerns waren mehr oder weniger freiwillig damit beschäftigt, die Legierung herzustellen. Jetzt war also schnelles Handeln gefragt.

R.C. und Jessie machten sich auf den Weg zur Autowerkstatt, um K.I.T.T. zu helfen; Bonnie und Devon hielten die Stellung im Büro, damit jederzeit jemand erreichbar war, und Norman meinte, er werde sehen, was er tun könne.

Bonnie und Devon waren etwas enttäuscht, daß er sich so einfach davonmachte, aber sie wußten ja nicht, was Norman vorhatte…

Bevor R.C. und Jessie das Lagerhaus erreichten, fragte R.C. K.I.T.T., ob alles in Ordnung sei und sie kommen könnten.

"Die Luft ist rein!" gab K.I.T.T. etwas plärrend durch das Reserve-Comlink an Reginalds Arm zurück.

Sie stellten den Wagen der Foundation ab und gingen die letzten Meter zu Fuß. Es war ein schmutziges, verlassenes Gewerbegebiet. Nur wenige Firmen hatten ihren Standort hier beibehalten. K.I.T.T. wartete an der Straßenecke vor dem Gelände der Autowerkstatt, das auch als Schrottplatz verwendet worden war, bevor die Polizei es abgeriegelt hatte. Schnell stiegen die beiden ein. R.C. zeigte Jessie, wie die wichtigsten Funktionen K.I.T.T.s bedient wurden.

"Ich muß allerdings betonen," fügte K.I.T.T. anschließend hinzu, "daß ich das auch alles selbständig erledigen kann!"

"Ja, ja, aber Jessie muß ja wissen, auf wen er sich hier einläßt!" erklärte R.C.

"Ich werde wohl nicht riskieren, hier etwas anzufassen. Er scheint ja ohnehin alles besser zu wissen," meinte Jessie lachend.

"Jetzt aber Feierabend mit den Albernheiten!" funkte K.I.T.T. beleidigt dazwischen. "Wir müssen Michael helfen."

R.C. erklärte: "Wir werden zunächst das Tor zur Halle einrammen, dann stellt sich K.I.T.T. quer vor die Kellertreppe. Hier." Er deutete auf einen Plan, der auf dem Monitor zu sehen war. "Jessie, du gibst mir zusätzliche Rückendeckung, während ich im Keller Michael befreie. Das dürfte kein Problem sein, da sie keine Wachen aufgestellt haben."

R.C. überließ K.I.T.T. die Steuerung. Der gab Gas und bog um die Ecke. Dann beschleunigte K.I.T.T., setzte mit Turbo Boost über die Mauer und landete rund fünfzig Meter vor dem Lagerhaus. Mit Vollgas preschte er auf das Tor zu und donnerte mit einem lauten Krachen durch das Metall der Torflügel.

In der Halle bog K.I.T.T. sofort nach rechts ab und ließ die beiden Insassen aussteigen. Dann blockierte er sofort den Treppenzugang. Jessie nahm hinter ihm Deckung; R.C. war längst im Keller verschwunden.

Natürlich war ihr Eindringen nicht unbemerkt geblieben. Plötzlich standen drei mit Maschinengewehren bewaffnete Männer vor K.I.T.T. und ballerten drauf los. Funken sprühten, als die Kugeln von der Wagentür und den Scheiben abprallten.

In einem günstigen Augenblick zückte Jessie seine Pistole - kurzes Zielen - und abdrücken! Er erwischte einen der drei am Arm. Der ließ sein Gewehr fallen und stürzte zu Boden. Die beiden anderen hörten auf, ununterbrochen auf K.I.T.T. zu schießen, da sie merkten, daß es sinnlos war. Stattdessen versuchten sie nun, Jessie in Bedrängnis zu bringen. Sie rannten auf den Wagen zu. Mit einem Klick sprang K.I.T.T.s Wagentür auf und katapultierte die beiden einige Meter zurück. Jessie rief nach R.C. und Michael.

Die beiden Männer rappelten sich auf und riefen ebenfalls nach ihren Leuten, denn sie brauchten Verstärkung. Sie wollten offensichtlich K.I.T.T.s Inneres beschädigen, aber dafür war es zu spät: Er hatte längst wieder alles dichtgemacht.

R.C. und Michael - letzterer an den Händen immernoch gefesselt - kamen die Treppe herauf. Schnell quetschte sich Jessie auf die Rückbank des schwarzen Trans Ams. R.C. rutschte über den Beifahrersitz ans Steuer, und Michael setzte sich neben ihn. K.I.T.T. schloß die Tür, drehte und raste davon. Verzweifelt versuchten die beiden Verbrecher, nocheinmal zu schießen, aber das ließ K.I.T.T. so kalt wie Polareis.

"Haben wir das nicht toll gemacht, Michael?" fragte K.I.T.T. "Und alles ohne ihre Hilfe!"

"Oh, R.C. und Jessie sind einmalig! Und du, K.I.T.T., willst ja bloß, daß ich dich lobe. Also: Mehr konnte man von dir wohl nicht verlangen…"

 "Michael, wie konnten sie nur so leichtsinnig sein? Sie hätten wissen müssen, daß sie allein nichts ausrichten können," machte Devon ihm Vorwürfe, nachdem K.I.T.T. die drei wieder heil nach Hause gebracht hatte.

Michael wußte, daß es keinen Sinn hatte, Devon zu widersprechen, also sagte er nichts.

Bonnie rief Norman an, um ihm zu sagen, daß Michael unbeschadet zurück sei. Er klang nicht gerade erfreut, weil er gehofft hatte, Street Hawk einsetzen zu können, aber was nicht war, konnte ja noch werden… Denn es waren ja noch die Pläne zu retten, und außerdem mußte verhindert werden, daß Wagen nach K.I.T.T.s Vorbild produziert wurden. Und die Katastrophe war ja schlimmer als angenommen, denn Garthe kannte ja bereits von früher die Formel für die Speziallegierung.

Eine knappe Stunde nach der Heimkehr machte Michael sich schon wieder auf den Weg zum Schrottplatz. Er wollte nach einer Möglichkeit suchen, diesen Fall zu lösen.

Auch Jessie hatte es plötzlich sehr eilig, zu verschwinden. Er fuhr zu Norman ins Hotel, und dort aktivierten sie Street Hawk. Norman konnte mit den Einrichtungen aus dem sogenannten Notkoffer alle wichtigen Funktionen des Motorrads bedienen. Jessie machte sich schnellstens auf zur Lagerhalle, um im Falle eines Falles Michael helfen zu können.

Michael hatte sich nicht sonderlich beeilt, sodaß er nur wenige Augenblicke vor Street Hawk das Gelände erreichte. Jessie, von der anderen Seite kommend, steuerte genau auf K.I.T.T. zu. Der meldete es sofort Michael:

"Ein Motorrad nähert sich mit hoher Geschwindigkeit ohne Fahrer!"

"Aber K.I.T.T., es sitzt doch jemand drauf," wandte Michael ein. Aber aufgrund des Anzugs, den Jessie trug, konnte K.I.T.T. ihn nicht mittels Radar orten.

"Nein, Michael, es ist fahrerlos und greift uns an!"

Und es schien tatsächlich so: Als Norman den Hyper Thrust beenden wollte, passierte es: Eine der Raketen von Street Hawk flog K.I.T.T. entgegen.

"Turbo Boost!" brüllte Michael. Der Wagen schoß hoch über Street Hawk hinweg. Hinter ihm explodierte die Rakete in einem Blechhaufen. Michael wendete und raste auf das Motorrad zu.

K.I.T.T. sagte: "Nach der Videoaufzeichnung sitzt doch jemand oder etwas auf dem Motorrad, aber orten kann ich nichts. Vielleicht ist es wieder ein ferngesteuerter Roboter wie damals auf dem Filmgelände, wo der Mann in der Mönchskutte sein Unwesen trieb."

"Na bitte, hatte ich also doch recht. Aber jetzt los, K.I.T.T., den schnappen wir uns!"

Jessie konnte dem auf ihn zurasenden Wagen gerade noch ausweichen. Er versuchte, Norman zu erreichen, damit der versuchen konnte, Verbindung mit K.I.T.T. aufzunehmen. Aber Norman konnte ihm nicht helfen. So entschied sich Jessie, die Flucht zu ergreifen. Er sprang über die Mauer; K.I.T.T. hinterher. Er konnte immer noch nicht herausbekommen, um wen oder was es sich auf dem Motorrad handelte. Und da K.I.T.T. nur darauf programmiert war, Menschenleben (insbesondere Michaels) zu retten und zu bewahren, er aber kein menschliches Wesen erkennen konnte, betrachtete er das Motorrad als Feind.

In einer wilden Verfolgungsjagd ging es dann quer durch San Francisco. Mehrmals hatte K.I.T.T. das wendige Motorrad schon fast verloren, wenn es sich wieder und wieder zwischen den an den Ampeln wartenden Autokolonnen hindurchwandt, als es plötzlich in eine extrem schmale Gasse einbog.

Da passe ich nicht durch," sagte K.I.T.T.

"Aber im Ski Mode wirst du das wohl packen," schlug Michael vor und betätigte auch schon die entsprechende Taste. Auf zwei Rädern verschwand auch der Wagen in der Gasse. Von Street Hawk aber war schon nichts mehr zu sehen - stattdessen versperrte eine Mauer Weg und Sicht.

"Los, K.I.T.T., Turbo Boost!"

"Nein, Michael. Auf zwei Rädern geht das nicht. Wir müssen wieder zurück. Aber auch das geht nicht, da ich im Ski Mode nicht anhalten kann."

"Na, dann müssen wir eben einen Trick anwenden," meinte Michael und steuerte den Wagen ein wenig nach links, sodaß die in der Luft befindlichen Räder nun an der Hauswand entlangrollten. K.I.T.T., der Untergrund und die Hauswand bildeten so ein gleichschenkliges Dreieck. In dieser Position hielt Michael an und setzte zurück.

Dann fragte er: "Kannst du das Motorrad noch orten?"

"Tut mir leid, Michael, aber es ist wohl zu weit weg," antwortete das Superhirn in gewohnt höflichem Tonfall.

Michael entschloß sich, zurück zur Foundation zu fahren. Dort erwartete ihn - und vor allem K.I.T.T. - eine Überraschung: das schwarze Motorrad.

Jessie war zum "Abassador" gefahren, hatte Norman geholt und war mit ihm zur Foundation gefahren, um das Mißverständnis aufzuklären. Als Michael in die Einfahrt einbog, sagte K.I.T.T.: "Michael, seien sie bitte vorsichtig, wenn sie unbedingt reingehen müssen."

Und Michael ging ins Haus, aber nicht, ohne K.I.T.T. vorher zu bitten, auf Überwachung zu schalten. Schon auf dem Flur hörte er Normans Stimme: "…dann wird sich alles aufklären." Michael trat in Devons Büro. Sein erster Blick fiel auf Jessie, der einen schwarzen Motorradanzug trug und einen ebenso schwarzen Helm in Händen hielt.

"Hallo, Michael," begrüßte Devon seinen Mitarbeiter. "Hatten sie Ärger? Sie sehen so gestreßt aus."

"Also, Jessie…" ging Michael einfach über Devons Frage hinweg, "…du mußt vielmals entschuldigen, daß ich dich so durch die Stadt gejagt habe, aber ich wußte ja nicht, daß du es warst. Und das Feuerwerk war auch nicht von schlechten Eltern. Wieso hast du denn geschossen?"

An Jessies Stelle gab Norman Antwort: "Also, Michael, das ist so: Eigentlich weiß außer einigen Ministern, Jessie, mir und seit eben der Foundation niemand etwas von dieser Sache. Aber nun zwangen mich die Umstände, die Foundation einzuweihen. Wie ich den anderen bereits erklärte, handelt es sich hier um das streng geheime Forschungsprojekt 'Street Hawk'".

Und so kam es, daß Norman nocheinmal alles Wissenswerte über Street Hawk erzählte. Dafür, daß beim Stoppen des Hyper Thrust eine Rakete gezündet wurde, hatte er auch keine plausible Erklärung parat. Man beschloß schließlich, zusammenzuarbeiten. Man war gerade dabei, die Vorgehensweise zu besprechen, als K.I.T.T. sich über Michaels Comlink meldete:

"Ich orte hinter dem Haus drei Personen, die sich am Semi zu schaffen machen."

Sofort stürzten Michael, Jessie und R.C. durch die Hintertür nach draußen. Michael forderte K.I.T.T. auf, ebenfalls auf die Rückseite des Hauses zu kommen, was natürlich überflüssig war, denn in dem Moment, als Michael ausgesprochen hatte, bog K.I.T.T. auch schon um die Hausecke.

Die Einbrecher waren bereits in den schwarzen Truck eingedrungen. Michael, Jessie und R.C. kletterten ebenfalls in den Truck, was natürlich nicht unbemerkt blieb. Einer der Einbrecher zückte seine Pistole und schoß, traf aber nicht. Ein zweiter Schuß erwischte R.C. am Arm. Die anderen beiden gingen auf Michael und Jessie los und setzten sie schnell außer Gefecht. Sie flüchteten dann aber in einem schwarzen Trans Am, von dem K.I.T.T. rasch einige Aufnahmen machte und ihn mittels Röntgenstrahlen durchleuchtete. Er stellte dabei fest, daß der Wagen mit kleinen Abstrichen sein Zwillingsbruder sein könnte. Als K.I.T.T. bemerkte, daß sich im Semi nichts mehr rührte und R.C.s Verletzung ortete, rief er vorsichtshalber einen Krankenwagen.

R.C. mußte ins Krankenhaus; Jessies und Michaels Verletzungen waren weniger schlimm. Bonnie untersuchte ob und was gestohlen wurde. Sie konnte beruhigt feststellen, daß nichts fehlte. Man hatte zwar versucht, die Schränke aufzubrechen, in denen die Disketten mit K.I.T.T.s Programmen aufbewahrt wurden, aber offensichtlich waren sie vorzeitig gestört worden.

K.I.T.T. teilte den anderen mit, daß der Fluchtwagen sein Doppelgänger sei und man befürchten müsse, daß Garthe jetzt bereits fünfundzwanzig dieser Wagen besitze. Jetzt mußte etwas getan werden. Aber was?

Bonnie hatte eine Idee: "Wir haben noch den Laser, mit dem wir damals versuchten, K.A.R.R. außer Gefecht zu setzen. Wir werden ihn verbessern, damit er nicht soviel Energie benötigt. Wenn wir je einen Laser an K.I.T.T. und Street Hawk befestigen, müßte es möglich sein, die Wagen zu zerstören. Die Zielgenauigkeit müssen wir auch noch erhöhen, um die Scanner der Wagen - das ist ja die empfindlichste Stelle - auch aus größerer Distanz treffen zu können."

Zur gleichen Zeit in der Lagerhalle: Garthe erklärte seinen Leuten die weitere Vorgehensweise: "Wir werden nun unser Quartier ein wenig näher an die Foundation verlegen. Ich habe einige Garagen im Villenviertel angemietet. Von dort werden wir zunächst deren fahrbare Zentrale, den Semi, vernichten; dann ist das Haus dran. Wir werden die Foundation zerstören - vollständig! Wir müssen sie mit unseren Wagen einkreisen. So, nun macht euch mal an die Arbeit! Verladet die Wagen! Bis 15.00 Uhr müssen wir mit der Montage der Waffensysteme fertig sein, denn dann kommen die neuen Fahrer".

Jessie half Bonnie und Norman bei der Arbeit für die Laserkanonen. Unterdessen machte sich Michael erneut auf den Weg zum Schrottplatz, um die Lage zu peilen. K.I.T.T. informierte schon vor dem Erreichen des Geländes: "Michael, ich schätze, wir kommen zu spät. Ich kann keine Menschenseele mehr orten."

"Die Vögel sind wohl ausgeflogen. Vielleicht haben sie aber irgendwelche Spuren hinterlassen, die uns weiterhelfen könnten."

Das Tor zum Gelände der stillgelegten Werkstatt stand sperrangelweit offen, sodaß Michael diesmal ohne den Einsatz technischer Tricks auf den Hof gelangen konnte.

"K.I.T.T., verbinde mich bitte mit Devon."

Das Grau des Monitors verwandelte sich Augenblicke später in ein bewegtes Farbbild des Foundation-Chefs.

"Hallo, Michael. Was gibt’s Neues?"

"Garthe hat sich dünne gemacht. Ich glaube aber kaum, daß wir schon Ruhe vor ihm haben werden, da er drohte, die Foundation zu ruinieren. Aber ich habe einfach keine Idee, wie er das bewerkstelligen will. K.I.T.T. und ich werden hier noch nachforschen, ob es Spuren gibt, die darauf hindeuten, was Garthe vorhat."

"Na, viel Glück! Bis dann." So schnell Devon aufgetaucht war, verschwand er auch wieder.

"An die Arbeit, K.I.T.T. Schalt' auf Überwachung. Ich werde mich mal drinnen umsehen, während du dich solange damit beschäftigen könntest, den Hof nach Reifenspuren und Ähnlichem abzusuchen."

Michael stieg aus. Die zeitweiligen Hausherren hatten sich nicht damit aufgehalten, das große Hallentor nach K.I.T.T.s Eindringen zu reparieren, sodaß Michael ohne Schwierigkeiten ins Innere gelang.

K.I.T.T. hatte draußen allerhand zu tun: Er überwachte die Umgebung und untersuchte den Untergrund nach Reifenspuren und Fußabdrücken. Neben der Videountersuchung setzte er dazu noch Ultraschall ein, was zur Folge hatte, daß einige streunende Hunde aus der näheren Umgebung angelockt wurden. Das konnte ihn natürlich überhaupt nicht begeistern.

"Grrr…," knurrte K.I.T.T. die Vierbeiner an, als sie ihm zu nahe kamen. Und sie schreckten einen Moment zurück, aber dann stiegen sie ihm im wahrsten Sinne des Wortes aufs Dach.

"Das geht auf kein Autoblech und erst recht nicht auf mein molekularversiegeltes Dach!" hätte K.I.T.T. sich wohl gedacht, wenn er denken könnte. Kurzerhand öffnete K.I.T.T. zuerst das rechte, anschließend das linke Dachfenster und beförderte so die Hunde von seinem Dach. Erschreckt liefen sie davon.

"K.I.T.T., was ist denn bei dir da draußen los? Das hört sich ja an wie im Tierheim!"

"Oh, entschuldigen sie, Michael, aber ich mußte gerade ein paar Hunde vertreiben, die sich häuslich niederlassen wollten."

"Na, das wird dir doch wohl nichts ausmachen, oder? Aber im Ernst: Hast du etwas herausbekommen bezüglich der Spuren auf dem Hof?"

"Es war etwas schwierig, Michael, aber ich bin mir jetzt absolut sicher, daß die fünfundzwanzig Trans Ams auf Transporter geladen und weggebracht wurden. Ich schlage vor, daß wir versuchen, die Spuren anhand der Gummirückstände und Erdkrümel, die im Reifenprofil haften müßten, zu verfolgen. Ich kann aber nicht versprechen, daß das funktioniert."

"In Ordnung, Kumpel, ich komme. Hier drin gibt es anscheinend nichts, was uns von Nutzen sein könnte."

Michael verließ also die Halle, und die beiden versuchten den Weg, den Garthe und seine Kumpane genommen hatten, zu rekonstruieren. K.I.T.T. hatte wie erwartet einige Schwierigkeiten, und plötzlich verlor er die Spur ganz.

"Michael, es tut mir sehr leid, aber ich fürchte, hier endet meine Arbeit. Es ist mir unmöglich, auf dieser starkbefahrenen Straße noch eindeutig die Rückstände von Garthes Wagen zu identifizieren."

"Mist!... Oder… Moment mal! K.I.T.T., ist dir nicht aufgefallen, daß wir uns die ganze Zeit schon in Richtung Foundation bewegen?"

"Ich glaube, wir können einen kleinen Test wagen," meinte Bonnie zu Norman.

"Ja, ganz meine Meinung," stimmte ihr der Computerfachmann aus L. A. zu.

Jesse hatte unter Devons Anweisungen bereits einige Vorbereitungen für die Tests getroffen: Er hatte eine Atrappe von K.I.T.T.s Motorhaube montiert, die als Probeziel dienen sollte. Bonnie bediente den Laser bei den ersten Tests natürlich selber. Mit jedem weiteren Schuß erhöhte sie die Distanz zum Ziel, um schließlich festzustellen, daß bei exakt zweihundert Metern Entfernung die Reichweite endete.

"Das ist ja besser als ich gedacht habe!" freute sich Bonnie. "Auch der Energieverbrauch beträgt nur noch knapp zehn Prozent von dem, was zuvor nötig war."

Ein wohlklingendes Motorengeräusch hielt sie dann aber von weiteren Lobeshymnen ab - Michael und K.I.T.T. waren zurück.

"Garthe scheint hier irgendwo in der Nähe zu sein," begrüßte Michael die anderen. "Wir müssen aufpassen! Und, wie weit seid ihr mit dem Laser?"

"Mit dem Laser ist alles bestens, aber was meinen sie damit, daß Garthe hier in der Nähe sei?" wollte Devon wissen.

"K.I.T.T. hat die Spuren von Garthes Wagen verfolgt, aber nachher verloren. Sie führte bis zu diesem Punkt aber ständig in Richtung Foundation. Ich schätze, daß wir von jetzt an jederzeit mit einem Angriff rechnen müssen."

"Was haben sie vor, Michael?" fragte Devon, der sichtlich beunruhigt war.

"Wir müssen schnellstens K.I.T.T. und Jessies Motorrad mit den Laserkanonen ausrüsten. Außerdem muß der Semi von hier weg, damit wir im Falle eines Falles nicht ganz ohne Operationsbasis sind. Sie, Devon, sowie Bonnie und Norman können das übernehmen. Jessie und ich werden das Haus verteidigen, sofern Garthe es angreift. Wir müssen enorm vorsichtig sein, denn mit den Systemen, die sie von K.I.T.T. kopiert haben, können sie uns genau beobachten. Und wir wollen Garthe ja nicht auch noch Tips geben, wie er uns am besten erledigt."

"Also los!" meinte Bonnie. Schnell war die Laserkanone an K.I.T.T.s Unterseite befestigt. Beim Street-Hawk-Motorrad mußte man die Laserkanone mit den bereits vorhandenen Waffensystemen kombinieren, da ansonsten kein Platz mehr vorhanden war. Nachdem diese Arbeit erledigt war, machten sich Devon, Bonnie und Norman auf, um den Semi in Sicherheit zu bringen. Sie fuhren auf einen großen Parkplatz, der einige Kilometer entfernt lag, von wo aus sie K.I.T.T. und Street Hawk überwachen wollten.

Derweil überlegten Jessie und Michael, ob es sinnvoll sei, Garthe und seine Leute aus der Stadt herauszulocken. Schließlich waren sie sich allerdings einig, daß sie auf den relativ engen Straßen größere Chancen hatten. Mehrmals sprachen die beiden noch mit den im Semi Wartenden. Es wurde Abend, aber nichts geschah.

"Ich begreif's einfach nicht. Auf keinen kann man sich noch verlassen. Meine Mutter wollte dafür sorgen, daß die zusätzlichen Fahrer rechtzeitig hier sind, aber was ist…?" Garthe war fast rasend vor Wut. "Jetzt müssen wir bis morgen warten."

Bei Garthes Mutter und Witwe des verstorbenen Wilton Knight, dem Foundationbegründer, klingelte am nächsten Morgen das Telefon. "Hier ist Garthe. Wo bleiben die Fahrer?" schnauzte er durch die Leitung.

"Ach, Garthe, du? Ich dachte, du brauchst die Leute erst nächste Woche," antwortete sie seelenruhig.

"Ich brauchte sie aber schon gestern! Das habe ich dir schon letzte Woche gesagt. Wir haben nämlich noch ein kleines zusätzliches Problem: Ein Typ mit einem schwarzen Motorrad hilft auf einmal der Foundation. Er ist zwar nicht so gefährlich wie Michael, aber immerhin!"

"Garthe, beruhige dich! Wenn du gute Leute brauchst, mußt du dich gedulden. Die laufen nicht so einfach auf der Straße herum. Nächste Woche," bot Mrs. Knight an, "habe ich die Fahrer."

"Dann brauche ich sie nicht mehr!" brüllte Garthe und legte auf. Er rief seine Leute zusammen. "Ich muß euch mitteilen, daß wir gezwungen sind, den Job alleine zu machen. Wir stellen die restlichen Wagen auf Automatik und programmieren sie auf die Zerstörung des Motorrads. Diesen K.I.T.T. erledigen wir dann selber."

Michael und Jessie hatten die Nacht über kaum zu schlafen gewagt; dennoch waren sie am nächsten Morgen wieder fit. "K.I.T.T., gibt’s was Neues?" wollte Michael während des improvisierten Frühstücks wissen.

"Ja, Michael. Ich habe gerade herausgefunden, daß der Abschuß der Rakete von Street Hawk nichts mit dem Hyper Thrust zu tun haben kann."

"Wie bitte? K.I.T.T., erzähl'! Jessie, hör' doch mal, was er zu sagen hat. Los, Kumpel, erzähl'!"

"Nach mehrfachem Durchgehen meiner Aufzeichnungen stellte ich fest, daß die Rakete nicht gleichzeitig mit dem Abschalten des Hyper Thrusts gezündet wurde, sondern Millisekunden später. Die einzig logische Erklärung, die mir als sehr wahrscheinlich erscheint, ist die folgende: Die von Garthe verwendete Frequenz, um meine Doppelgänger zu erreichen, ist identisch mit der von Street Hawk. So kam es zu diesem unglücklichen Abschuß. Vermutlich Zufall, daß Garthes Signale diese Wirkung hatten, aber das kann schlimme Folgen haben, wenn er uns angreift, denn er könnte - unbeabsichtigt, aber zu seinem Vorteil - die Funktionen des Motorrades völlig stören. Mr. Tuttle muß schnellstens die Frequenz ändern," beendete K.I.T.T. seine Ausführungen.

Jessie war entsetzt. "Das ist ja eine Katastrophe!"

"Schnell, K.I.T.T., ruf' Devon an!" befahl Michael mittels Comlink und war schon auf dem Weg zu seinem Wagen, der vor dem Haus stand. Jessie folgte ihm. Sie stiegen gerade ein, als auf dem Monitor Bonnies Gesicht erschien.

"Devon ist gerade dabei, Norman die automatische Steuerung des Semi zu erklären. Aber ihr nehmt doch auch sicher mit mir Vorlieb? Also, was kann ich für euch tun?"

"Bonnie, hole bitte Norman. Er muß die Sendefrequenz für Street Hawk sofort ändern, denn Garthe benutzt irgendwo die gleiche. Dir als Fachfrau brauche ich wohl nicht zu erklären, was das bedeuten kann," meinte Michael.

"Moment!" Bonnie verschwand aus dem Bild. Einen Augenblick später tauchte Norman auf. "Jessie, du mußt sofort herkommen, sonst kann ich nichts machen. Beeile dich!" lauteten die Anweisungen des Computerfachmanns.

"Dann werde ich mich mal auf den Weg machen," sagte Jessie, stieg aus, setzte sich seinen Helm auf und zischte davon.

"Nun, K.I.T.T., müssen wir also alleine die Stellung halten. Paß' gut auf, Kumpel!"

"Sicher, Michael," gab K.I.T.T. zurück.

"Hey, Leute! Ich habe eine Idee. Hier in der Zeitung steht, daß der Schwarze - R.C. heißt er - im Krankenhaus gelandet ist. Den holen wir uns, denn falls 'was schiefläuft, ist 'ne Geisel immer gut." Garthes Worte stießen bei seinen Kumpanen auf rege Zustimmung. "Alex und Eric, ihr kommt mit mir," befahl Garthe. Sie setzten sich in einen der Wagen und brausten in Richtung Krankenhaus davon.

Kurz bevor sie die Klinik erreichten, hielt Garthe an und gab seinen Männern letzte Anweisungen: "Alex, du wartest hier. Wir geben dir über Funk Bescheid, wenn wir unseren 'Freund' haben. Dann kommst du mit dem Wagen und holst uns. Und du gehst mit mir, Eric, und sorgst dafür, daß uns niemand in die Quere kommt. Los, ab hier gehen wir zu Fuß!"

Garthe und Eric erreichten nach zwei Minuten das Krankenhaus. An der Information teilte man ihnen mit, daß R.C. auf Zimmer 477 im vierten Stock liege. Die beiden nahmen den Lift. 01… 02…03… zeigte die rote Leuchtdiodenanzeige über der Tür an. 04… Geräuschlos schoben sich die Türhälften auseinander und verschwanden in der Wand. Garthe und sein Gehilfe traten auf den Flur. R.C.s Zimmer lag schräg gegenüber dem Aufzug. Garthe hatte es sofort entdeckt.

"Da drüben! Los, komm!" wisperte er seinem Kollegen zu und setzte sich in Bewegung. Er öffnete leise die Tür. R.C. telefonierte gerade.

"…nicht nett von dir, Michael, daß du mich nicht mal besuchst. Aber schon morgen werde ich voraussichtlich entlassen."

R.C. saß mit dem Rücken zur Tür auf seinem Bett, sodaß er nicht sehen konnte, wer das Zimmer betreten hatte. So vermutete er, daß es eine der Schwestern sei.

"Jetzt keinen neuen Verband - ich telefoniere!" sagte er etwas verärgert und drehte sich um. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen: Garthe hielt ihm den Lauf seiner Pistole unter die Nase. "Leg auf!" zischte er R.C. an.

"Hey, Kleiner! Was ist?" fragte Michael. Doch er bekam keine Antwort, denn Eric hatte rasch das Telefonkabel aus der Wand gerissen.

"So, mein Freundchen, da wollen wir doch mal sehen, ob Michael K.I.T.T. nicht freiwillig herausrückt, wenn er erfährt, daß wir dich geschnappt haben," sagte Garte.

"Oh, Garthe, ich glaube, du machst einen schweren Fehler. Denn Michael wird sich bestimmt wundern, warum bei einem Ortsgespräch plötzlich die Leitung unterbrochen wird," entgegnete R.C. unbeirrt.

Und richtig: Michael wunderte sich reichlich! "K.I.T.T., verbinde mich bitte wieder mit R.C."

"Das geht nicht, Michael, der Anschluß ist nicht mehr erreichbar," gab K.I.T.T. in gewohnt sachlichem Ton zur Antwort.

"Hey, was soll das heißen, 'nicht mehr erreichbar'?" konnte Michael nicht mehr ganz folgen.

"Man hat anscheinend die Verbindung unterbrochen. Ich überprüfe gerade die Leitung und stelle fest, daß sie erst im Krankenhaus - genauer gesagt im Zimmer 477 - unterbrochen ist."

Jetzt verstand Michael sofort. "Verbinde mich mit der Telefonzentrale der Klinik. Irgendetwas stimmt da mit R.C. nicht!"

 "Städtisches Krankenhaus," meldete sich eine Frauenstimme.

"Hier ist Michael Knight. Bitte lassen sie in Zimmer 477 nach dem Rechten sehen. Mit meinem Freund ist irgendetwas nicht in Ordnung," wies Michael die Dame an.

"Aber woher wollen sie das denn wissen, sie rufen doch von außer Haus an!" wunderte sich die Telefonistin.

"Fragen sie nicht soviel - unternehmen sie etwas!" Michael wurde ungehalten.

"Ich schicke einen Pfleger hin," kam die Antwort, dann wurde aufgelegt.

"Wir müßten eigentlich selber hin, oder?" fragte Michael.

"Da fragen sie mich? Sie wissen doch sonst immer alles," meinte K.I.T.T. etwas verwundert.

"Ja, aber wir können doch hier nicht weg. Los, Kumpel, R.C. ist wichtiger!"

Michael trat auf das Gaspedal und betätigte die Taste für den Super Pursuit Mode.

"Michael Knight hat ganz andere Schwierigkeiten; der kann dir nicht helfen. Der muß auf euer Haus aufpassen!" schnauzte Eric.

"Nicht so laut! Man braucht uns nicht zu hören!" fuhr Garthe dazwischen.

In diesem Moment donnerte R.C. ihm die Faust, die das Ende des gesunden Arms bildete, ins Gesicht. Garthe taumelte und fiel rückwärts auf Eric. Der konnte sich auch nicht mehr auf seinen Beinen halten und rummste mit einem lauten Krachen gegen die Tür. Der Pfleger, der gerade auf dem Weg zu R.C.s Zimmer war, wurde aufmerksam. Er öffnete rasch die Tür und schlug sie dabei gegen Erics Kopf, der ohnehin schon ein wenig benommen war.

R.C. war vom Bett aufgesprungen, verdrehte Garthe die Hand und schlug ihm die Pistole aus der gleichen. Der Pfleger, nicht gerade ein Kraftprotz, wollte sich gerade auf den Weg machen, die Polizei zu benachrichtigen, als Eric sich aufrappelte.

"Hey, laß Garthe los, sonst puste ich diesem Waschlappen von Krankenpfleger die Gehirnreste weg!"

R.C. tat, wie ihm befohlen wurde, und die beiden gescheiterten Kidnapper machten sich davon.

"Wir sind in fünfzehn Minuten am Ziel," informierte K.I.T.T. seinen Fahrer.

"In Ordnung, Kumpel."

Michael nahm den Super Pursuit Mode zurück, bog in die Auffahrt ein und stoppte vor dem Haupteingang. Er sprang gerade aus dem Wagen, als Garth und sein Kumpan aus dem Gebäude gelaufen kamen.

"Michael, meine Sensoren orten einen Wagen, der fast mir selbst entspricht," sagte K.I.T.T.

 Unmittelbar hinter Knights Trans Am hielt ein weiterer Wagen, der seinem Vordermann zum Verwechseln ähnlich sah. Garthe und Eric warfen sich in die Sitze, noch bevor Michael sie erwischen konnte. Er sprang wieder in seinen Wagen.

"Los, Kumpel, hinterher! Vielleich finden wir heraus, wo sie ihr neues Hauptquartier haben."

"Das könnte schwierig werden," meinte K.I.T.T., "denn der Wagen hat genau die gleichen Fähigkeiten wie ich."

"Wir müssen es versuchen. Super Pursuit Mode!... Hey, K.I.T.T., mach die Klappe auf, damit ich 'rankomme!"

"Es geht nicht, Michael. Sie klemmt. Und soeben verläßt der andere Wagen meinen Ortungsbereich!"

"Wie kann denn das passieren, K.I.T.T.?"

Michael hatte die Frage kaum beendet, da öffnete sich die Klappe.

"Ein Tropfen Öl wirkt Wunder," hatte K.I.T.T. zu berichten. "Entschuldigen sie, aber meine automatische Überwachung aller Funktionen hatte diese Klappe aus mir unerklärlichen Gründen 'übersehen'."

Michael erkundigte sich noch schnell nach R.C.s Befinden und fuhr dann wieder im Super Pursuit Mode zurück zum Haus der Foundation. Unterwegs informierte er Devon, Bonnie und Norman. Vom Semi erfuhr er, daß Jessie sich ebenfalls auf dem Rückweg befände.

"Hey, Michael! Wo warst du?" lautete natürlich Jessies erste Frage, als die beiden wieder zusammen waren.

"Es gab Ärger im Krankenhaus…," setzte Michael an. "Entschuldigen sie, daß ich störe," unterbrach K.I.T.T., "aber ich glaube, es wird sie interessieren, daß sich fünfundzwanzig Fahrzeuge mit extrem hoher Geschwindigkeit nähern."

"Es geht also los. Jessie, viel Glück," wünschte Michael.

"Dir auch, Michael."

"K.I.T.T., du sorgst dafür, daß Devon, Bonnie und Norman über alles informiert sind, indem du ständig Bild und Ton übermittelst. Halte in jedem Fall die Verbindung zu Jessie aufrecht," gab Michael seinem Kumpel letzte Anweisungen. "Auf in den Kampf!"

"Jessie, du übernimmst die aus dem Westen, ich die aus dem Osten," verteilte Michael die Aufgaben, nachdem er sich K.I.T.T.s Grafik angesehen hatte, die die Angriffssituation zeigte.

Als sich die Wagen bis auf einhundert Meter genähert hatten, glaubte Michael, nicht richtig zu hören, da K.I.T.T. vorschlug: "Ich übernehme zehn allein; die restlichen fünfzehn dürfen sie und Jessie sich teilen. Ein Teil der Wagen ist fahrerlos und auf die Zerstörung von Street Hawk programmiert. Ich glaube, ich kann diese zehn Wagen außer Gefecht setzen. Nur können sie solange den Laser nicht benutzen, da ich alle Energie für den Micro Jam benötige."

"Dann los, K.I.T.T.! Worauf wartest du noch?"

"Die zehn automatisch fahrenden Wagen sind zwar alle auf Jessies Seite, aber wenn sie meinen…"

K.I.T.T. schaltete den Micro Jam ein, und augenblicklich blieben besagte zehn Trans Ams stehen. Jessie hatte mitbekommen, was K.I.T.T. gesagt hatte und sah sich nur noch fünf Angreifern gegenüber. Michael hatte immer noch zehn Gegner.

Mit exakten Treffern setzten Michael und K.I.T.T. die ersten vier Wagen außer Betrieb. Einem Zusammenstoß mit einem der verbliebenen Fahrzeuge entgingen sie nur durch den rechtzeitigen Einsatz des Turbo Boosts. Eine schnelle Wendung - und schon wieder raste K.I.T.T. den anderen Wagen entgegen. Im Zick-Zack-Kurs setzte man zu weiteren Schüssen an, legte fünf weitere Wagen lahm, die bis dahin nicht mal annähernd K.I.T.T. mit ihren Schüssen in Gefahr brachten. Wie durch ein Wunder entging der Wagen, in dem Garthe das Steuer in der Hand hatte, einem Treffer.

Es schien so, als ob Garthes übrige Wagen wohl doch nicht gleichwertig mit K.I.T.T. waren, denn Michael und Jessie hatten relativ leichtes Spiel mit ihren Kontrahenten.

Jessie hatte nämlich auch schon vier seiner Widersacher erledigt; den fünften trickste er schließlich auch noch aus, indem er ihn zunächst mit einem wahren Laserfeuerwerk beschoß, was den Fahrer wohl etwas nervös machte. Denn ein gezielter Schuß mit dem Laser exakt in den Scanner, und der Wagen war außer Gefecht gesetzt.

K.I.T.T. und Garthes Wagen waren schon mehrmals übereinander hinweggeflogen, um einer Kollision auszuweichen. Auch jetzt befanden sich die beiden Trans Ams wieder einmal auf Kollisionskurs.

"Michael, das kann hier unendlich lange dauern. Der Wagen ist eine exakte Kopie von mir und 'weiß' anscheinend genau, was wir wann tun und reagiert ohne die kleinste Verzögerung. Ich kann mit dem Micro Jam nichts ausrichten. Und auch den Laser können wir so oft wir wollen benutzen - wir werden Garthe nie treffen." K.I.T.T. wußte wirklich nicht mehr weiter.

"Dann muß Jessie helfen," meinte Michael. "Jessie, versuche bitte, Garthe hinter dich zu bringen. Ich werde dann einen Überraschungsangriff starten."

"Okay, Michael," kam augenblicklich die Antwort.

Schnell war Street Hawk vor Garthe, der die Verfolgung sofort aufnahm. K.I.T.T. flog von vorne mittels Turbo Boost über Garthe und Street Hawk hinweg. Noch in der Luft sagte Michael zu seinem Kumpel: "Und nun wollen wir doch mal sehen, ob du diese billige Imitation nicht übertriffst."

"Was haben sie vor, Michael?" schrie K.I.T.T.

Der Wagen setzte unmittelbar hinter Garthes Trans Am auf. Michael legte blitzschnell den Rückwärtsgang ein, schaltete auf Super Pursuit Mode und löste den Turbo Boost aus. Die Folge war, daß K.I.T.T. in rasender Geschwindigkeit hinter Garthe herfuhr und erneut über den schwarzen Feind hinwegflog - und das alles rückwärts!

K.I.T.T. landete also Scanner an Scanner vor seinem schwarzen Doppelgänger. Gleichzeitig mit der Landung feuerte Michael den Laser ab. Und so schnell konnte auch der Computer in Garthes Wagen nicht reagieren. Der Laser legte den Wagen lahm.

"Hey, K.I.T.T., ich wußte, daß du einmalig bist. Wow!" freute sich Michael.

"Ja, Michael, wir beide sind einfach unschlagbar."

"Und jetzt ruf die Polizei. Ich sorge dafür, daß Garthe uns nicht davonläuft," sagte Michael.

"Keine Sorge, die Polizei ist schon alarmiert. Devon, Bonnie und Norman sind schon unterwegs, und Garthe kann nicht entkommen. Ich habe alle Türen des 'toten' Wagens mittels Micro Jam verriegelt," gab K.I.T.T. stolz Auskunft.

Devon ließ es sich nicht nehmen, eine Rede zu halten, als sie am Abend in einem der First-Class-Restaurants San Franciscos zusammensaßen.

"Ich bin begeistert von dem Einsatz, den Jessie und Michael gezeigt haben, als sie Garthe und dessen Mitstreiter überwältigten. Voraussetzung für diesen famosen Sieg waren natürlich K.I.T.T., das Motorrad und die Laser, die natürlich nur durch Bonnies und Normans Arbeit solch hohen Anforderungen gerecht werden konnten. Auch ihr Einsatz ist nicht zu verachten, Reginald. Und nun… trinken wir gemeinsam auf unseren Sieg!"

Die am Tisch Versammelten klatschten Beifall.

"Schön haben sie das gesagt, Devon." Als Michael diesen Kommentar von sich gab, konnte er sich einen ironischen Unterton nicht verkneifen. Devons Gesichtsausdruck ließ eine Erwiderung seinerseits überflüssig werden.

"Wenn ich noch etwas anmerken darf…?" fragte Norman vorsichtig dazwischen. "Jessie und ich sind zu dem Entschluß gekommen, daß es für uns sinnvoll wäre, zukünftig mit der Foundation zusammenzuarbeiten. Ich wollte also fragen, ob eine solche Kooperation möglich ware."

"Nun… ja…," Devon wußte nicht so recht, was er sagen sollte; Michael um so mehr: "Ich fände es nicht schlecht. Als freie Mitarbeiter sozusagen. Wenn wir sie brauchen, können sie uns helfen."

Man kam schließlich auch so überein: Street Hawk und die Foundation sollten getrennt ihre Ziele verfolgen, aber im Bedarfsfall wollte man sich gegenseitig unterstützen.

Am nächsten Morgen - man war gerade dabei, sich zu verabschieden - klingelte das Telefon auf Devons Schreibtisch. Devon nahm ab, hörte einen Moment zu und sagte kurz darauf: "Für sie, Mr. Tuttle!" Devon reichte ihm den Hörer.

"Ja… ich verstehe… nein… aber wir müssen mit den neuen Hilfen der Foundation unsere Versuche fortsetzen… nein, äh, ja… wir werden uns selbstverständlich an ihre Anweisungen halten… auf Wiederhören."

"Wer war denn dran?" wollte Jessie sofort wissen.

"Es war der Minister für Forschung und neue Technologien. Er hätte gerne gehabt, daß wir die Bodyguards für hohe Regierungsbeamte unterstützen. Ich habe ihm aber gesagt, daß wir noch weitere Tests durchführen müssen und ein regulärer Einsatz von Street Hawk noch nicht möglich sei. Es war nicht leicht, ihm das klarzumachen, denn eigenartigerweise war er ohnehin schon verärgert, daß ich der Foundation schon soviel über Street Hawk verraten habe."

"Das heißt, sie dürfen nicht weiter mit uns zusammenarbeiten?" versuchte Devon Normans Worte zu deuten.

"Leider richtig. Der Minister sagte mir zwar, daß er sonst ein gutes Verhältnis mit ihnen hätte, aber gewissen Angelegenheiten eben absoluter Geheimhaltung unterliegen sollten. - Na, Jessie, dann werden wir uns mal wieder auf den Weg nach Los Angeles machen. Sicherlich vermißt man dich auch schon auf dem Polizeirevier."

An dieser Stelle endete also die Zusammenarbeit zwischen der Foundation für Recht und Verfassung und Street Hawk bereits. Jessie und Michael tauschten noch ihre Privatnummern aus, damit man immerhin den privaten Kontakt aufrecht erhalten konnte.

"Michael?"

"Ja, K.I.T.T.?"

"Ich finde es schön, daß wir wieder unter uns sind. Es ist immer noch am schönsten, wenn wir beide allein arbeiten."

"Eigentlich hast du recht, Kumpel. Aber diesmal hätten wir ohne fremde Hilfe ganz schön alt ausgesehen. Und jetzt vergessen wir das Ganze, fahren in die Berge und genießen die Ruhe. Nur wir beide. Also schalte den Funk aus."

"Oh, von Ruhe keine Spur. Devon ruft schon an."

"Hallo, Michael. Ich wollte ihnen nur sagen, daß wir K.I.T.T.s Duplikate vernichtet haben, ebenso die Kopien seiner Pläne. Man hat Garthe und seine Mannen des Landes verwiesen, nachdem man sie gegen Kaution, die Elizabeth Knight gestellt hat, auf freien Fuß gesetzt hatte. Wir müßten vorläufig Ruhe vor ihnen haben."

"Danke, Devon. Und jetzt hätte ich auch gern meine Ruhe - von allem. K.I.T.T., schalte sämtliche Funksysteme ab," sagte Michael seelenruhig.

"Das dürfen sie nicht, Mi…" versuchte Devon zu protestieren. Doch K.I.T.T. gehorchte nunmal Michael.

Und im Schein der allmählich untergehenden Sonne fuhr der schwarze Wagen mit seinem Fahrer über den Highway in Richtung Rocky Mountains. Außer dem leisen Surren des Motors störte kein Geräusch die friedliche Stille, die die beiden unzertrennlichen Freunde umgab.

E N D E

"Knight Of The Street Hawk" wurde ursprünglich unter dem Titel "Knight Rider und Street Hawk" 1988 in den Knight Lines 9 und 10 veröffentlicht.